Meine heutige persönliche Filmkritik:

Alexander
(2004)

Beim Zeus! Dieser Film ist richtig gut! Ich bin aufs äußerste beeindruckt vom Set Design und der Farbkorrektur, Kostüm und Maske! Grandios stimmungsvoll! Colin Farrell störte nicht (ich persönlich habe manchmal Probleme mit der Glaubwürdigkeit von so bekannten Schauspielern in historischen Rollen) und sein Charakter war eigentlich auch ziemlich interessant gestaltet, vor allem wenn er kurzzeitig den Verstand zu verlieren scheint, und am Schluss kurz vor seinem Tod (hier auch schöner Schnitt und Tongestaltung). Val Kilmer erkennt man eh nicht - nein im Ernst, das passt für mich alles. Außer: Ich hätte nicht gedacht, dass ich das jemals sagen würde, aber Angelina Jolie wirkt für mich in dieser Rolle deplatziert. Ja, sie sieht wunderschön aus, und dieses diabolische Grinsen und diese Augen… aber insgesamt halt leider doch irgendwie… eben fehlbesetzt!? Ich glaube sie wirkt mir einfach zu jung als Alexanders Mutter.

 

Die Effekte haben mir gut gefallen, da sie trotz des inhaltlichen Bombasts (Schlachten, Städtepanoramen, …) nie aufdringlich und schon gar nicht künstlich wirken. Die Erzählstruktur ist gut gelungen mit den episodenhaften Zeit- und Ortsprüngen und dem Erzähler aus dem Off. Kamera und Schnitt ebenso, da vor allem letzterer die Gefühle sehr gut unterstützt, wenn z.B. beim betörenden Tanz der Perserin ihr durchdringender Blick auf Alexander kurz mal durch einen fauchenden Panther unterschnitten wird. Sehr schön. Interessant und überraschend war die Behandlung der homo- oder mindestens bisexuellen Neigung Alexanders, da man es üblicherweise in einem historischen Sandalenepos nicht erwarten würde (über die klischeehafte Ben Hur-Männerfreundschaft hinaus). Historisch ist es wohl umstritten, da es damals offenbar gar nicht unüblich war, Beziehungen zu Frauen und Männern zu haben.

 

Exzellent inszeniert in allen Belangen empfand ich zwei Szenen, in denen rein verbal gekämpft wurde: Beim Gelage in Indien, als Alexander sich von der Ansprache eines seiner Freunde provoziert und beleidigt fühlt, und ihn im Affekt tötet, und die Meuterei kurz vor der Schlacht mit den Elefanten. In beiden Szenen steigert sich die Anspannung extrem gut bis zum Höhepunkt, allein durch die Worte, unterstützt von toller Musik. Schön die Waage gehalten haben sich die historische Handlung gegenüber der modernen/heutig zeitgemäßen Bildgestaltung. Paradebeispiel ist die Schlacht zum Schluss, in der Alexander verwundet wird, mit ihrer extremen Farbkorrektur und den Superzeitlupen (das Duell Pferd gegen Elefant: pure Bildgewalt!), die eigentlich völlig aus dem Rahmen fällt, aber dennoch irgendwie stimmig dazuzupassen scheint.

 

Für mich persönlich also insgesamt eine nahezu völlig begeisternde Überraschung, was wahrscheinlich daher rührt, dass ich den artverwandten Troja ziemlich enttäuschend fand. Ein ganz großes Epos! (samt Anflügen von standesgemäß geschwollener Sprachweise, vor allem aus dem Off – aber bei solchen Filmen muss das so! Und ich wundere mich ehrlich gesagt, dass nicht eine einzige Oscar-Nominierung drin war (Kostüm oder Szenenbild, oder sogar visuelle Effekte). Die vielen Razzie-Award-Nominierungen kann ich in diesem Fall beim besten Willen nicht nachvollziehen, obwohl ich diesen Preis immer sehr amüsant finde.

Sascha Loffl - Filmemacher

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte prüfen Sie die Details und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.