Meine heutige persönliche Filmkritik:

Chinatown
(1974)

Interessant – ein Film Noir in Farbe. Erzählerisch hat mir der Film gut gefallen, weil er sich schön Zeit nimmt für alles. Klassische alte Schule, in der ziemlich schnörkellos einfach nur eine Geschichte erzählt wird. Wie ja auch viele andere Polanskis. Stellenweise sind mir auch Merkmale aufgefallen, die immer wieder in seinen auftauchen z.B. in Der Ghostwriter und Die neun Pforten. Dabei meine ich aber keine vordergründigen Stilmittel, sondern so kleine Eigenheiten, manchmal skurril am Rand, wie z.B. der Gärtner, oder die weite Einstellung am Schluss in die Straße beim Wegfahren des Autos, wenn die eigentliche Hauptaktion dann weit entfernt geschieht, und dann erst hinterher der Fokus darauf gelenkt wird. Das ist ziemlich ähnlich der Schlusseinstellung in Der Ghostwriter.

 

Ausstattung, Kostüm und Maske und Locations sind stimmig und schön bunt Die Ermittlung, komplett aus Sicht des Hauptakteurs erzählt (es gibt keine Szenenwechsel, in der der Zuschauer mehr erfährt als der Hauptcharakter, ja zuweilen nicht einmal Ransprünge an den Beobachteten aus dessen Sicht, wenn Jack Nicholson jemanden beschattet), ist auch ohne Schockmomente und Gänsehaut spannend und interessant, und die Tochter/Schwester-Enthüllung kommt überraschend und tragisch.

 

Meine Lieblingsszene: Der Regisseur selbst als messerfuchtelnder Handlanger, der seinem Hauptdarsteller relativ zu Beginn gleich mal die Nase aufsäbelt, so dass dieser zum Großteil mit ziemlich unschön verpflasterten Gesicht auftreten muss.

 

Im großen Ganzen also durchaus sehenswert, wobei ich den ausgiebigen, reichhaltigen Reigen an Oscar-Nominierungen aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehen kann, da der Film nichts außergewöhnlich herausragendes geboten hat. Aber das ist wohl das Phänomen, dass man heute, über 40 Jahre später, schon viele solcher Filme gesehen hat, aber der Zugrunde liegende solch ein Genre wohl stilbildend mitgeprägt hat, was man im Nachhinein naturgemäß oft nicht mehr als solches erkennen kann, oder im Extremfall sogar vom 'Original' etwas enttäuscht ist, da sich ein Genre natürlich im Lauf der Zeit verändert und optimiert. Ich weiß es nicht.

Sascha Loffl - Filmemacher

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