Meine heutige persönliche Filmkritik:

Ender's Game
(2013)

Ein solides SciFi-Epos, bei dem es wie so oft mal wieder um die Rettung der Menschheit vor außerirdischen Invasoren geht, und zwar durch den Versuch, DEN EINEN 'Auserwählten' zu finden, und das bereits im Kindesalter, was in einer militärischen Laufbahn natürlich grundsätzlich unangenehm anmutet. Aber es geht schließlich um penibel selektierte Wunderkinder, von daher lässt man sich darauf ein. Oder eher 'sollte' – ich muss gestehen, so ganz hat es für mich nicht funktioniert, vor allem zum Schluss hin. Für eine größere Glaubwürdigkeit der Kinder-Truppe wurden mir die Charaktere (außer den wenigen Hauptpersonen) nicht ausführlich genug eingeführt. Bei der Selektion geht es interessanterweise nicht um religiöse oder esoterische oder allgemein übernatürliche Motive, sondern allein um Charaktermerkmale, was in dieser Art Geschichte ein ungewohnt 'banales' Kriterium darstellt. Funktioniert grundsätzlich, und es gibt auch schöne Situationen in Enders Entwicklung, die darstellen, wie er durch äußerst kluges Handeln immer mehr zur ernstzunehmenden Führungskraft wird – größtenteils unbewusst, weil es seinem Charakter offenbar einfach so entspricht. Es ist gleichzeitig aber auch eine erhebliche Schwäche in der Handlung, dass sein Weg zum großen Anführer eben ziemlich klischeehaft linear verläuft, fast ohne Rückschläge, dafür immer mit brillanten Ideen. Das wirkt mit der Zeit zu aalglatt und uninteressant.

 

Ein schöner Aspekt ist, dass er versucht, dabei die militärischen Vorstellungen einigermaßen aufzuweichen und Menschlichkeit einbringt (respektvoller Umgang, Mitarbeit Aller trotz Hierarchie, usw.), allerdings driftet das gerne auch in einen schmalzigen Pathos ab. Auch klischeehaft – und zwar in härtester Form – sind die üblichen Gegner in Form von mobbenden Mitschülern und sadistischen Vorgesetzten. Also das ist zum Teil so dermaßen extrem und abgedroschen…

 

Dennoch bietet der Film einige schön geschriebene Dialoge, die sich schwerpunktmäßig auf die 'Duelle' zwischen Ender und seinen wechselnden Vorgesetzten beziehen, aber auch auf seine kluge Ausdrucksweise, um andere zu motivieren oder um Ärger aus dem Weg zu gehen. Und natürlich auf Ben Kingsley. Die Entwicklung von Harrison Ford ist charakterlich stellenweise ganz interessant, da er zuweilen wirklich gruselig besessen rüberkommt, nachdem er ursprünglich nur als der übliche Kommandant wirkt. Leider kommt das nur kurz auf, um dann wieder ins bewährte Muster zurückzufallen. Enders Charakter gewinnt durch die Frustrationsphase in der Mitte des Films dann doch an etwas Tiefe, aber da diese letztendlich dann ja doch nur ein Anflug von 'planmäßigem' Rückschlag des Helden auf dem Weg zu seinem Triumph darstellt, eben auch wieder nicht.

 

Der junge Hauptdarsteller (Asa Butterfield) macht seine Sache sehr gut. Auf Hailee Steinfeld hatte ich mich immens gefreut, nachdem ich sie in True Grit gesehen habe (sagenhaft und Oscar-nominiert!), aber in dieser Rolle hier ist irgendwie nichts wirklich Interessantes, durch das sie hätte glänzen können - von daher bleibt auch sie leider nur Mittelmaß in der Schar des Rests.

 

Optisch haben mir das sehr stimmungsvolle Set Design mit ansprechender Lichtstimmung toll gefallen. Die (nicht zu) futuristischen Flugzeuge/Raketen/Raumschiffe/Raumstationen und deren optische Inszenierung sind ganz nach meinem Geschmack: 'realistisch' und schnörkellos. Hierbei helfen auch die zurückhaltende Kameraarbeit und der gemächliche Schnittrhythmus. Die Effekte im schwerelosen Trainingsraum und vor allem die Interface-Animationen bei der Endkampfsimulation fand ich super! Die Musik war genau so, wie man sie bei so einem Film erwarten würde, nicht mehr und nicht weniger.

 

Ziemlich unerwartet kam dann die erhebliche Überraschung nach der letzten Kampfsimulation und das Ende! Das hat der Geschichte dann durchaus noch einen erheblich tiefergehenden Abschluss gegeben als vermutet. Was aber letztendlich nicht ausreicht, um den Film rückwirkend insgesamt stimmig wirken zu lassen (in Bezug auf die Kinder-Armee).


Fazit: Trotz allen Schwächen floss der Film schmerzlos an mir vorbei, und punktet mit optischen Werten. Abgesehen vom überraschenden Schluss reiht er sich insofern letztendlich doch einwandfrei in die Masse zeitgenössischer SciFi-Action-Fließband-Produktionen ein.


Mein Lieblingszitat: Ausbilderin: 'Warum haben nur 3 von Euch bestanden?' Kadett: 'Weil Sie betrogen haben.' Anderer Kadett: 'Deine Mutter hat betrogen, deshalb siehst Du aus wie der Klempner.'

Sascha Loffl - Filmemacher

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