Meine heutige persönliche Filmkritik:

Kampf der Titanen
(2010)

Also der kam überraschend. Ich hatte nicht erwartet, dass er doch so ansehnlich inszeniert ist. Wie gewohnt schätze ich, wenn es nicht allzu bombast-hektisch zappelt, was hier tatsächlich der Fall ist. Gemächlicher Schnittrhythmus, sinnvoll zurückhaltende Kamera, und inhaltlich aufs Dialogdrehbuch und die Charakterzeichnung bezogen kein überbordender Epos-Schmalz. Die bösen Geschöpfe, denen unsere Abenteurer begegnen, sind im wahrsten Sinn Sagen-haft gestaltet, wobei für mich persönlich gelegentlich dann doch zu gezwungen effektlastig gekämpft wird.

 

Die Handlung enthält der klassischen Elemente: Böse und Gut, Liebe und Hinterlist, Vertrauen und Verschwörung, Mensch und Gott. Eine göttliche Ausgangssituation mit Ausblick auf katastrophalen Ausgang für die Menschheit, die durch Erfüllung diverser Aufgaben abgewendet werden kann. Die werden dann auch relativ linear nacheinander abgehakt. Die Geschichte ist schön gegliedert, und enthält zu Beginn und auch zwischendrin mal eine Erklärung oder Beschreibung, die als Rückblick eines Erzählenden oder ganz aus dem Off gestaltet ist. Klassisch altbekannt und/aber passend. Begleitet wird das Ganze von einem Score (Ramin Djawadi), der genau so klingt, wie man sich das für genau so einen Film vorstellt.

 

Die Szenen sind kurz und -weilig gehalten, so dass die Reise befriedigend aber auch schmerzfrei an einem vorbeizieht. Ein sehr schmeichelnder Aspekt fürs Auge sind die Landschaften, die hauptsächlich im spanischen Raum eingefangen wurden, und in denen manche Einstellung von unseren Helden auf Wanderschaft fast schon wie 'Herr der Ringe in gelber Wüste statt grün-grauem Gebirge' wirkte (kurz vor der Begegnung mit den Riesenskorpionen).

 

Interessant und irritierend empfand ich die deutlichen Qualitätsunterschiede in den VFX, vor allem beim Creature Design bzw. der CGI-Umsetzung: Zum größten Teil sieht alles nach gutem A-Minus-Niveau aus, Pegasos und Freunde (Mehrzahl Pegasosse? ) fand ich super-niedlich, der Krake am Schluss kam mir ordentlich vor (wobei ich es leicht unpassend fand, dass er letztendlich nahezu aufrecht geht, und mit seinem Maul eher an Godzilla erinnert), und das hexenartige Trio mit dem gemeinschaftlich benutzten Hand-Auge haben einen skurrilen Schmunzler geboten. Aber bei den Riesenskorpionen hab ich zum ersten Mal das Gefühl gehabt, stellenweise wirkts irgendwie künstlich. Und damit meine ich nicht den inhaltlichen Sachverhalt des 'unrealistischen' Sagenwesens. Darauf konnt ich mich einlassen. Ich weiß nicht genau ob mir mehr die Texturen oder das Compsiting unangenehm aufgestoßen sind oder was anderes, aber es war eine diffuse Irritation vorhanden. Negativer Höhepunkt war jedoch die Medusa. Obwohl sauber animiert und einwandfrei eingefügt, hat mich ihre Mimik und Haut leider an den wenig rühmlichen Scorpion King aus dem gleichnamigen Film von 2002 (immerhin 8 Jahre zuvor) erinnert. Das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau, aber ein deutlich merklicher 'hä?'-Moment, wobei mir schwer nachvollziehbar ist, wie es bei solchen Großproduktionen zu derlei Ausreißer kommt.

 

Was ich bemerkenswert schön gemacht fand: Die Eingangssequenz mit den silhouettenhaft zu erahnenden Figuren in den Sternen, und – mein Favorit: Der Boden des - ich nenns mal 'Konferenzraums' - der Götter. Er wirkt wie ein Satellitenbild der Erde mit der typischen bauschigen Wolkentextur, unter der man die grün-braun-gelb-blaue Musterung der Land- und Wassermassen erkennen kann. Es ist aber kein flacher Boden, sondern die Füße versinken ein wenig im Wolkennebel und suggeriert damit ein Größenverhältnis, das ein wirklich schön stimmungsvoll gestaltetes Bild für den Inhalt darstellt, da die Götter eben auch konkret bildhaft 'über der Erde' und in unvorstellbar riesenhafter Mächtigkeit über den Menschen stehen. Den glitzernden Schein der Guten, v.a. bei Zeus, empfand ich allerdings als zu stark.

 

Manchem mag sich der der Film zu ernst zu nehmen, da so gut wie keine seichten Gags platziert sind oder lockere Sprüche fallen. Ich finde das ist ja immer ein gefährliches Terrain, bei dem die Gefahr sehr groß ist, dass er ins Alberne kippt. Von daher empfand ich das ganz klar mehr als Pluspunkt als Minuspunkt, denn die Geschichte wurde plausibel (innerhalb der Mythologie natürlich) und greifbar genug erzählt und inszeniert, um in dieser überwiegenden Ernsthaftigkeit ohne Kalauer zu funktionieren.

 

Ach so, und Gemma Arterton war mit ihrer halbgottgleichen Schönheit perfekt gecastet. Dieser Blick, aus diesen Augen, diese Lippen, die dieses verschmitzte Lächeln bilden (Schwärmerei ähnlich meiner persönlichen Filmkritik zu Hänsel & Gretel: Hexenjäger) .

Sascha Loffl - Filmemacher

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