Meine heutige persönliche Filmkritik:

King Kong
(2005)

Dass es irgendwie groß, bombastisch und überdimensioniert wird, hatte ich mir schon gedacht – beim Regisseur von Herr der Ringe. Genau hier liegt auch mein Problem bei diesem Film: Eigentlich ist er relativ schön erzählt, baut schön Spannung auf, gerade auf dem Schiff bevor die Insel erreicht wird, beschreibt die Eingeborenen, ihre Handlungen und Orte angenehm schaurig, arbeitet dann gekonnt auf eine Situation zu, in der Action ausbricht, und genau dann ist der Punkt erreicht, an dem es mir unangenehm wird. Und zwar leider tatsächlich bei fast allen Actionsequenzen. Mir wird es dann relativ schnell zu viel, zu hektisch und zu übertrieben. Dass die digitalen visuellen Effekte technisch qualitativ höchstwertig sind, steht außer Frage. Aber beim dritten T-Rex, dem fünften Brontosaurus, dem neunten zertrümmerten Auto, dem nochmal größeren Ohrenzwicker mit der Riesenspinne, dem immer tieferen Fall in lianenbehangene Schluchten, wenn noch länger noch knapper am Abgrund entlanggerannt wird und dann auch noch die Monster-Insektenplage ausbricht, und das dann auch noch in epischster Länge, Laufzeit und Ausschmückung, dann nimmt die Effektballerei für meinen Geschmack eine Art 'automatische Unglaubwürdigkeit' an. Da mag die technische Brillanz noch so hoch sein, aber das Fass ist bereits lange übergelaufen und die Aura eines angenehm bewundernden Seherlebnisses bricht zusammen wie am Schluss der Affe.

 

Dabei finde ich die Liebesgeschichte zwischen Kong und Ann größtenteils wunderbar inszeniert. Technisch gesehen wirken gerade hier die Mimik des Affen und das Spiel mit den Augen in den Nahaufnahmen überaus lebensecht. Der Affe kommt in der Tat nicht als Monster, sondern als Tier rüber, der glaubwürdig seinen Instinkten folgt, der denkt und fühlt. Angenehm fand ich, dass nicht eine Liebesbeziehung suggeriert wurde wie bei einem Paar, sondern eher eine vertrauensvolle, emotionale Bindung wie zwischen Spielgefährten oder Freunden. An einigen Stellen drohte die Romanze ins Kitschige abzugleiten, hat aber die feine Trennlinie erfreulicherweise nie überschritten. Zum Beispiel die Szene, in der Kong spielerisch auf dem zugefrorenen See herumrutscht, empfand ich als wunderbar herzlich, ohne unfreiwillig komisch zu wirken. Schließlich ist es ja durchaus bekannt und erforscht, dass Tiere in der Realität (und nicht nur im Film) spielen, lachen und Freude empfinden, von daher ist das sogar einwandfrei plausibel, wenn auch äußerst ungewohnt anzusehen. Für mich hat es funktioniert. Auch der stumme Abschied kurz vor dem Fall vom Hochhaus, der naturgemäß nicht durch dramatische Sprüche, sondern nur durch Blicke realisiert ist, transportiert die Emotionen einwandfrei und sehr ergreifend.

 

Mein persönliches Filmerlebnis lässt sich also erschreckend banal in zwei Bereiche gliedern: die lauten Stellen im Film, die ich eher übertrieben und nicht so dolle empfand, und die leisen, ruhigen Stellen wenn es weitgehend nur um Kong und die Frau geht, bei denen ich angenehmen gerührt mitgefühlt habe, und die mir überwiegend sehr gut gefallen haben. Dennoch blitzt auch hier vereinzelt die zuvor beschriebene, für mich unangenehme Unart durch, wenn einzelne Szenen unnötig lang ausgeschmückt und ausgereizt werden. Besonders aufgefallen wenn die weiße Frau vor dem Affen Faxen macht und Räder schlägt.

 

Sehr schön gelungen fand ich einige Stellen, wo sich innerhalb einer Szene erschreckend schlagartig die Stimmung gewechselt hat. Auch hier als Beispiel die Szene auf dem zugefrorenen See, in der das lieblich-romantische Spiel durch den Einschlag der Granate mit Krawall beendet wird, oder auch der letzte innige Blickkontakt zwischen Mensch und Tier, der jäh von einer Maschinengewehrsalve aus einem der Flugzeuge in den Rücken des Affen unterbrochen wird.

 

Diesen Film ein zweites Mal anzusehen reizt mich nicht, aber das Original von 1933 jetzt dafür umso mehr.

Sascha Loffl - Filmemacher

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