Meine heutige persönliche Filmkritik:

Mission: Impossible – Rogue Nation
(2015)

Ein '007' in den Titel und sich Tom Cruise als Daniel Craig vorgestellt, und man hat einen astreinen Bond! Das ist wohlwollend und anerkennend gemeint, denn Rogue Nation ist fast schon klassisch inszenierte Agenten-Action, wobei die Action erfreulicherweise zu keiner Zeit in übertriebene Krachsequenzen ausartet. Es gibt nur eine Stelle, die ich unnötig überdramatisiert empfunden habe, nämlich einen Autoüberschlag, bei dem statt gefühlten 10 Überschlägen auch 3 völlig ausgereicht hätten. Ansonsten bewegen sich die Aktionen im angenehmen oberen Bereich der Kategorie 'mit einem Augenzwinkern angenehm amüsant glaubwürdig im Rahmen der Filmrealität', und mit einer guten Dosis Humor, die das ganze nicht lächerlich macht. Ich bin mir aber bewusst, dass dieser Bereich extremst subjektiv ist. Verfolgungsjagden sind z.T. ohne Musik inszeniert. Ich persönlich mag das sehr, und es funktioniert auch sehr gut. Die Motorradjagd ist eine der rasantesten Sequenzen, die ich in letzter Zeit gesehen habe, und bietet auch ein tolles Sound Design. Es gibt eine spannende, ziemlich lange Sequenz, die in Wien in und um die Oper spielt. Auch das ja eine Sache, die ich persönlich immer ganz spannend finde, wenn ausländische Großproduktionen im deutschsprachigen Raum ihre Maschinerie auffahren.

 

Die Geschichte an sich ist unerwartet klein. Ich meine damit, dass es sich im wesentlich um die Handvoll Leute aus dem Team handelt, ohne Schlachten mit ganzen Armeen oder weltpolitisches Brimborium – letzteres schon, aber eben aus der Sicht des kleinen Teams, und nicht für den Zuschauer als Kenner des großen Ganzen aufbereitet. Die typischen Einbruchs- und Einschleichsequenzen sind sehr gelungen inszeniert – auch diese z.T. ohne Musik. Agentenhaft spannend ohne viel Krawall zu brauchen. Sehr schön. 

 

Alec Baldwin hat mir gut gefallen als CIA-Direktor, weil er eine schöne passende Aura ausstrahlt, und die mir bisher unbekannte Rebecca Ferguson in der Rolle der Undercover-Agentin fällt insofern besonders auf, als dass für Ihre Rolle kein Topmodel von der Stange gecastet wurde, wie leider oft in bunten Actionkrachern. Aber zum Glück ist der Film ja kein stupider bunter Actionkracher à la Transformers o.ä.! Sie ist ne hübsche, ganz klar, aber sie wirkt gleichzeitig natürlich kernig und tough, was Ihrer Rolle nur gut tut. 

 

Für die Eingangssequenz hat sich Tom Cruise in echt (!) an ein Flugzeug gehängt, was eigentlich nur logisch ist, denn wie soll man eine (ebenfalls echte!) Kletterei an der Außenfassade des höchsten Gebäudes der Welt in Teil 4 sonst toppen? Ich liebe es, wenn Darsteller Stunts sofern möglich weitgehend selber machen. Hier war es möglich, denn er muss ja nichts weiter tun, als gut gesichert an der Außenwand des Flugzeugs rumhängen. Die Bilder sind spektakulär, und man spürt einfach diese Echtheit. Grandios – man ist fast schon enttäuscht, dass er es so kurz darauf schon ins Flugzeug schafft und nicht noch ein bissel abhängt. Ich empfehle dazu dringend die ‚Making Of‘-Clips!

 

Die Musik fängt vielversprechend an, spielt manchmal ganz nett mit dem Thema, und beim Messerkampf am Schluss gibt es ein paar schöne Akzente, aber ansonsten bleibt sie für mich unaufdringlich, was bei einem Score ja nicht automatisch was schlechtes ist. Aber vielleicht doch ein Stück zu belanglos – ich bin nicht ganz sicher.

 

BMW hat ordentlich Product Placement betrieben, was nett und relativ unaufdringlich, oder auch witzig in die Handlung eingebunden wird (z.B. der Kollisionswarner) – bevor die Wägen dann aber natürlich brachial zerlegt werden.

 

Insgesamt fühlte ich mich höchst angenehm unterhalten durch eine Handlung voll geheimdienstlichem und verschwörerischem Zutaten-Mix. Und der Bösewicht ist richtig richtig böse! Getrennt betrachtet fast schon ein wenig platt von der Charakterzeichnung (genau wie der MI6-Chef, dessen kurzer Auftritt ich tatsächlich ziemlich flach fand), aber in der Gesamtheit dann doch stimmig bzgl. der Gut-Böse-Aufteilung innerhalb der Filmrealität. Und auch das ist ja eine typische Zutat für einen richtig gut gelungenen Bond! Ach halt, es ist ja gar kein Bond...

Sascha Loffl - Filmemacher

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