Meine heutige persönliche Filmkritik:

Snowden
(2016)

Hm, naja, eine wahre Begebenheit macht noch keinen guten Film, und genau das hat sich mir beim Gucken aufgedrängt: Wäre es eine rein fiktive Story, wären es relativ gähnende zwei Stunden gewesen. So war es nur halb so gähnend. Es ist nun mal ein Spielfilm, der irgendwie interessant auf den Zuschauer wirken muss (was keinesfalls Action bedeutet!). Ich persönlich bin damit nicht so richtig warm geworden. Sicherlich sollte es kein geläufiger Polit-Thriller werden, aber es ist so beiläufig erzählt, dass ich überlege, ob es den Tenor des Films nicht besser getroffen hätte, wenn er als Doku-Fiction beworben worden wäre, der eben zu 99,5% aus nachgestellten Szenen besteht. Die restlichen Prozent sind der Auftritt des echten Edward Snowden, der aber leider sehr künstlich heroisch aufgeblümt wird, inklusive anschwellendem Schmalzorchester, wie bei der klischeehaften Motivationsrede des glorreichen einäugigen Heerführers vor der ultimativen Schlacht gegen die Aliens oder so…

 

Die Geschichte wird etappenweise in Rückblenden erzählt, was sich anbietet, da man den Ausgang ja kennt. Formal konnte ich mich ebenfalls nicht so recht anfreunden mit der Bildsprache, auch in technischer Hinsicht. Natürlich liegt es bei der Thematik auf der Hand, immer wieder Material aussehen zu lassen, als komme es von einer Überwachungskamera. Das kann auch wunderbar funktionieren. Hat es für mein Empfinden aber nicht, da stellenweise einfach zu schlecht war. Ein 'schönes' Schlecht im Film nehme ich immer gern, aber diese Szenen sahen einfach nur nach unzureichender Qualität aus und behelfsmäßig aufgeblasen. Dazu ein unmotivierter Formatmix, bei dem klar zu sehen ist, dass unterschiedliche Kameratypen verwenden wurden, die aber nicht wirklich angenehm angeglichen wurden – oder eben nicht sollten, um die Rundumüberwachung durch unterschiedliche Quellen zu symbolisieren. Aber hier empfinde ich eine Grenze überschritten, die es nicht 'interessant durchwachsen' wirken lässt, sondern leider eher billig. Bei einer Doku als echtes Zeitzeugendokument wäre das was Anderes. Dazu auf mich sonderbar wirkende Unschärfeeffekte und ähnliches. Das ist natürlich Geschmackssache in Höchstform.

 

Irgendwo hab ich gelesen, der Film '… ist das wichtigste und dringlichste politische Drama eines amerikanischen Filmemachers seit Jahren.' Ich finde, wenn die politische Brisanz wirklich das Hauptkriterium war, einen Film darüber zu machen, komme ich schon wieder zu dem Punkt, dass das Format Spielfilm nicht das richtige ist. Ich fühle mich, als habe ich ein Doku-Fiction-Drama in der Hülle eines Spielfilms gesehen, das genau an dieser Formalie krankt, da es keines von beiden so richtig ist. Aus Höflichkeit habe ich das Wort 'langweilig' vermieden… 

Sascha Loffl - Filmemacher

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