Meine heutige persönliche Filmkritik:

Star Trek: Into Darkness
(2013)

Vorweg: Ich bin leidenschaftlicher Trekkie, und merke bei diesem Teil sehr deutlich, dass ich ernsthafte Probleme mit der Neuauflage habe. Der erste neue hat mir beim zweiten Gucken nach einigen Jahren einigermaßen gefallen, und ich hoffe natürlich, dass es mir bei diesem ebenso geht. Aber meine Kritik kann sich momentan naturgemäß nur nach meiner aktuellen Empfindung richten, und die ist: Nach dem Gucken hatte ich schlechte Laune und war sehr enttäuscht. Ich vermisse die ursprüngliche Star Trek-Aura! Ich kann nicht genau definieren, was diese Aura im Detail ist, aber Grundprinzip war ja immer eine friedliebende, positive Zukunft, in der es natürlich auch Gewalt, Kampf und Leid gab, aber Diplomatie und Zuversicht haben immer ganz strikt überwogen. Was keineswegs heißen soll, dass es filmisch nicht krachen darf. Außerdem haben die alten Filme und Serien möglicherweise einen Charme-Bonus, einfach weil sie aus heutiger Sicht filmisch eher unzeitgemäß sind. Natürlich gab es bisher auch Filme oder Folgen, die einem besser und schlechter gefallen, aber für mich war das kein wirkliches Star Trek mehr! Ich verstehe den Wunsch nach Modernisierung und nach Kinogängern, die diesen Film mögen ohne die alten zu kennen oder gar zu mögen, aber wie weit kann man modernisieren, ohne das ursprüngliche Prinzip zu verlieren? Ein Dilemma wie beim James Bond-Reboot: Eigentlich muss ich die Kritik zweiteilen: Einmal für einen beliebigen SciFi-Film, und einmal für einen Star Trek-Film. Leider kann ich mein Star Trek-Vorwissen und -(vor)liebe nicht abschalten. Und in diesem Kontext hat mir der Film erschreckend wenig gefallen. Ich fange trotzdem mit den positiven Aspekten an, denn die vier Sachen haben wir schneller durch:


1. Das Dialogdrehbuch fand ich überwiegend erfrischend gut. Die Schreiber haben den Stil der Sprüche vor allem von Pille ziemlich gut getroffen und eingewoben und auch wunderbar selbstironisch eingesetzt. Auch die beiläufigen Erwähnungen von bekannten Charakteren finde ich schön (z.B. Krankenschwester Chappell)


2. Die Formulierung 'mit schweren Opfern' als Spock Seniors Antwort auf Spock Juniors Frage, ob in seiner alten Realität Khan besiegt wurde. Denn das spielt gekonnt auf den Ausgang des ursprünglichen Films an, den ich für die Nicht-Kenner hier jetzt nicht verraten will (das passt auch zu Punkt 1.).


3. Die Sequenz mit dem Strahlentod Kirks ist als Hommage an den alten zweiten Teil eigentlich ganz schön getroffen (nicht nur dramaturgisch, sondern beispielsweise auch in Bezug auf Kameraeinstellungen), aber eben in interessant abgewandelter Form, inklusive dem 'Khaaaaaaaaaaan!'-Schrei.


4. Zoe Saldana sieht umwerfend aus in Sternenflottenuniform – egal welcher.


Daneben sind die Effekte natürlich auf Höhe der Zeit und durchaus beeindruckend, vor allem wenn die Enterprise aus dem Wasser kommt - was wenn ich recht erinnere genau genommen eine Verletzung der physikalischen Gesetzmäßigkeiten innerhalb des Star Trek-Universums ist, aber ich will nicht ins Detail gehen. Nein im Ernst, das würde mich weniger stören. Da könnte ich mich drauf einlassen.

 

Negativ für mich waren:

Unnötig langgezogene Prügeleien, auch wenn sie die Parallele des Rache-Gedankens bei Kirk & Spock verdeutlichen sollten. Absurd überzogene Raumdimensionen innerhalb des Schiffs. Doof übertriebene Hänge-, Kletter- und Hüpfeinlagen im Schiff wenn es auf die Erde zutaumelt und beim Schlussspurt mit Spock und Khan. In Bezug auf die bekannten Charaktere zu extreme Ausprägung der Eigenschaften (Scottys Alkoholkonsum, Spock entweder in Rage oder völlig emotionslos) oder zu eindimensionale Interpretation (Scottys ständige nervende Hyperaktivität).

 

Und meine persönliche Hauptstörung, die leider so schwerwiegend ist, dass sie das Zeug zum k.o.-Kriterium hat: Besetzung und Charakter von Khan! Sorry, ich versuche mit aller Kraft NICHT mit dem Original-Charakter zu vergleichen, aber der Typ ist für mich nur lächerlich. Ich bin sicher es wurde bewusst ein Bubi-Typ ausgesucht, um es vielleicht noch gruseliger wirken zu lassen, dass er so unscheinbar ist, aber doch so viel Brutalität in sich trägt, wie er ja selbst sagt. Dazu dieser diabolische Blick. Für mich persönlich geht das aber überhaupt nicht auf. Das Fass dem Boden ausgeschlagen hat für mich dann - und ich hoffe inständig, dass es nur an der deutschen Synchronisation liegt – die bescheuerte Ausdrucksweise mit einer latent verkünstelten Stimme, die mich irgendwann an das Batman-Geröchel erinnerte.

 

Wie gesagt, an jedes Argument muss ich ein gedachtes 'für einen Star Trek-Film' hängen, denn mein Empfinden richtet sich nach meiner gefühlten Star Trek-Aura. In diese Kerbe schlägt auch diese Empfindung: Ich fand es unpassend, bei den Gefechten ständig so viele Opfer zu zeigen, die in Massen in die Tiefe stürzen oder ins All gesaugt werden, oder die einzelnen Kollateral-Opfer, die mit einem flotten Spruch abgeknallt oder aus dem Schiff geschmissen werden. Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin kein Gegner von filmischer Gewalt und ich empfand den Film auch nicht als gewaltverherrlichend oder habe ein Sozialdrama erwartet. Meine Argumentation will darauf hinaus, dass durch das explizite vermehrte Zeigen dieser Elemente auch das Augenmerk darauf gelenkt wird, also auf die effektlastige Action. Und wenn es dann auch nur beiläufig als bombastischer Effekt genutzt wird, begibt man sich gefährlich nah in die Nähe von bunten Krach-Filmen, von denen sich Star Trek meines Erachtens immer angenehm abgehoben hat. Damit trägt es dazu bei, dass man sich von dem Gedanken Star Trek entfernt. Natürlich gab es auch Tote in allen Star Trek-Filmen und -Folgen und das ja manchmal nicht zu knapp (wenn ganze Planeten zerstört werden), aber der Umgang mit diesen Situationen war praktisch nie beiläufig. Bei Action-Filmen dieses Genres hab ich damit kein Problem, aber hier greift eben wieder 'an jedes Argument muss ich ein gedachtes 'für einen Star Trek-Film.' hängen'. Nicht leicht in Worte zu fassen, aber ich hoffe ich konnte es  halbwegs verständlich machen.

 

Insgesamt also leider überwiegend kein schöner Anblick, aber ich hege die Hoffnung, dass sich mein Schock gelegt hat wenn ich den Film in drei Jahren nochmal gucke. Nebenbei hat sich für mich auch wieder bestätigt, dass 3D für mich so wichtig und interessant ist wie ein Sack voll Ochsenhorn.

Sascha Loffl - Filmemacher

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